Stark, schnell, grün: Der Hulk auf Rädern
Das Wort „Serienzustand“ hat für viele Leser einen faden Beigeschmack. In einem Artikel über ein Tuningfahrzeug sollte es möglichst selten vorkommen. Bei einem Fahrzeug wie dem Ford Focus RS, der serienmäßig bereits in allen Bereichen eine absolute Offenbarung ist, muss man allerdings ganz andere Maßstäbe anlegen. Während der Focus in der Variante ST bereits ein starkes Fahrzeug ist, spielt der RS in einer Liga mit dem VW Golf R32 und Audi S3 und trumpft ab Werk unter anderem mit einem 305PS starken Triebwerk und seinem extra für ihn entwickelten Vorderachs-Prinzip (Stichwort: „Revo-Knuckles“) auf. Das komplette Datenblatt dieses kraftstrotzenden Sondermodells läßt so manchen passionierten Tuner vor Neid erblassen. Marcel Bauer sah trotzdem noch Raum für Verbesserungen.
Mehr geht immer
Wie eingangs bereits erwähnt, zählt für Marcel vor allem die Performance eines Fahrzeugs. In den 10 Jahren, in denen er in Sachen Tuning bereits aktiv ist, hat er sich einen beachtlichen Fuhrpark zusammengestellt. Und wie das bei Performanceenthusiasten nunmal so ist, spielt der Fahrzeughersteller eine untergeordnete Rolle. So findet man in seiner Garage unter anderem einen Ford Focus RS der ersten Baureihe, einen Seat Leon Cupra und einen VW Golf VR6. Selbstredend befindet sich keines der Fahrzeuge im Serienzustand. Und so ist es nicht verwunderlich, dass der Performance-Fan auch bei seinem Focus RS Mk2 Hand angelegt hat. Das Interieur des Kraftpakets ist schon ab Werk gut ausgestattet. So geben die Recaros in Leder und Alcantara auch beim Absolvieren der anspruchsvollsten Strecke Halt. Auch der Informationsfluss ist dank der Anzeigen für Ladedruck, Öldrück & Öltemperatur jederzeit gewährleistet. Das zur Ausstattung gehörende Radio mußte einem Modell aus dem Hause JVC weichen, das sich mit CDs, DVDs und auch USB-Medien auskennt und via 7“ Touch-Panel bedient wird. Die Premiumlautsprecher des RS durften alle an ihrem Platz bleiben. Sie erhalten nun allerdings Unterstützung durch einen Subwoofer und werden von einer Endstufe befeuert.
Aus „bissig“ wird „bissiger“
Der Focus RS2 liegt serienmäßig bereits tiefer als das allgegenwärtige Basismodell. Marcel bringt ihn mit Hilfe von H&R-Federn weitere 55mm näher an den Asphalt.
Die 8,5x19 Zoll großen Räder, auf denen der Ford seine ersten Meter absolvieren durfte, wichen schwarzen OZ Wheels in gleichen Dimensionen, gebündelt mit 3mm breiten Spurplatten rundum. Diese Maßnahmen lassen den Boliden in Verbindung mit der sowieso schon verbreiterten Spur noch bissiger aussehen.
Apropos „Biss“: Die starke Bremsanlage, mit der der Ford ausgeliefert wurde, genügte dem Schwaben nicht. Er bediente sich stattdessen im Sortiment von Audi und ließ mit Hilfe selbst konstruierter Halter die Sättel der Keramikbremsanlage eines R8 V10 an die Vorderachse wandern. Da er diesen den gelben Porsche-Look verpasste, wurden sie auch mit dem passenden Porsche-Emblem versehen. Die so als Stuttgarter verkleideten Ingolstädter verbeißen sich beim Treten des Pedals in gelochte 370mm-Scheiben und helfen dabei, die über 300 Pferde, die unter der Haube ackern, im Zaum zu halten. Im Falle von Marcel’s RS sind es mittlerweile, wen wunderts, allerdings mehr als die üblichen 305 Vierbeiner.
Die geballte Power
Das Triebwerk des Ford Focus RS2 basiert auf dem des ST. Dessen 2,5 Liter Fünfzylinder mit Turboaufladung wurde massiv überarbeitet. So ist er beim RS unter anderem mit einem Zylinderkopf mit obenliegenden Nockenwellen sowie einer abgeänderten Motorsteuerung ausgestattet. Außerdem kommt ein größerer Lader mit höherem Ladedruck und größerem Ladeluftkühler zum Einsatz. Der Motor kommt so auf die beachtliche Leistung von 305 PS und einem maximalen Drehmoment von 440 Newtonmetern. Dies sind zwar brachiale Werte für ein Fahrzeug auf Basis eines Kompakten, für Marcel allerdings noch nicht genug.
So fanden größere Einspritzdüsen ihren Platz im Aggregat. Die Luft wird zukünftig von einem X-Stream Filter aus dem Hause K&N gesäubert. Es hielt ein Forge Umluftventil Einzug, welches mit einer verstärkten Druckfeder ausgestattet wurde.
Ein 3“ Downpipe gefolgt von einem 200 Zellen Kat und einer 3“ Blue Flame Auspuffanlage sorgen dafür, dass die produzierten Abgase besser ins Freie transportiert werden können. Durch diese Änderungen ist nun von einer Leistung von bis zu 380 PS und einer Steigerung des maximalen Drehmoments auf 580 Newtonmeter auszugehen. Einem Kumpel von Marcel, der exakt die gleichen Maßnahmen bei seinem RS durchführen ließ, wurden genau diese Werte auf dem Prüfstand bescheinigt. Die Fahrt auf die Rolle steht beim RS des Schwaben allerdings noch aus. Die heiße Brühe, die dieser brachiale 20-Ventiler produziert, fließt zukünftig durch blaue Silikonschläuche. Außerdem wurde eine verstärkte Drehmomentstütze verbaut.
Das ultimative Grün
Marcel ließ die Karosse seines Fronttrieblers unverändert, legt sie doch schon ab Werk einen aggressiven Auftritt hin. Die verbreiterten Kotflügel, die Front- und Heckschürze sowie der Heckspoiler machen klar, dass der RS nicht für die Fahrt zum Supermarkt kreiert wurde, sondern für die Fahrt am Limit. Abgerundet wird die Optik durch die Lackierung in „Ultimate-Green“, einem Farbton, der an das legendäre „Le Mans-Grün“ aus den 1970ern angelehnt ist. Wenn man allerdings nicht gerade einen parkenden oder an der Ampel stehenden RS erwischt, wird man im Alltag nur einen kurzen Moment Zeit haben, das Äußere zu studieren.
Gesamtnote: „Sehr geil“
Die serienmäßigen Features des RS ergeben, zusammen mit den durch Praktiker Marcel forcierten Änderungen und Ergänzungen, ein Gesamtpaket, das sich mehr als gewaschen hat. Dennoch sind für die Zukunft weitere Maßnahmen geplant. So soll ein Fahrwerk der Firma KW Einzug in die Radhäuser halten. Außerdem hat der Schwabe auch noch Pläne für den Bereich unter der Motorhaube in petto. In seinen Augen hat der schnellste europäische Großserienford auch in bereits weiter optimierter Verfassung noch Potenzial, das es zu nutzen gilt. Zunächst steht aber ein neues Projekt an. Und eins ist sicher: Das Motto lautet wieder „Performance first“.
Daten und Fakten
Allgemeines
Hersteller: Ford Modell: Focus RS Mk2
Baujahr: 2010
Farbe: Ultimate Green
Gekauft: April 2011
Motor
Zylinder: 5
Ventile: 20
Hubraum: 2521cm³
Maximale Leistung (Serie/Ist-Zustand): 224kW (305PS) / 279kW (380PS)
Maximales Drehmoment (Serie/Ist-Zustand): 440Nm / 580 Nm bei 2300 – 4500 U/Min
Beschleunigung von 0 auf 100 km/h (Werksangabe Serie): 5,9 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit (Werksangabe Serie): 263 km/h
550ccm Einspritzdüsen, K&N X-Stream Luftfilter, Forge Umluftventil mit verstärkter Druckfeder, blaue Silikonschläuche, verstärkte Drehmomentstütze.
3“ Downpipe, HSS 200 Zellen Kat, 3“ Blue Flame Auspuffanlage.
Fahrwerk
Dämpfer: RS Serie
Federn: H&R
Tieferlegung: ca. 55mm
Spurverbreiterung: 3mm rundum
Mc Pherson-Federbeine, Revo-Knuckles.
Felgen & Reifen
Hersteller: OZ
Modell: Ultraleggera HLT
Dimensionen: 8,5x19 ET 45 rundum
Reifen: Conti Sport Contact
Dimensionen: 235/35ZR19 rundum
Bremsen
6 Kolben Bremsanlage vom Audi R8 V10, Keramikbremssattel im Porsche-Look mit gelochten Scheiben (370x32mm), Stahlflexleitungen.
Interieur
Sitze: Recaro Sportster CS
Bezugsstoffe: Leder und Alcantara
Anzeigen für Öldruck, Ladedruck & Öltemperatur.
HiFi & Multimedia
Radio: JVC KW-AVX830 DVD/CD/USB-Receiver mit Bluetooth & 7“ Touch Panel
Serienmäßige Premiumlautsprecher mit Kicker Subwoofer und Endstufe.
Marcel dankt
Rashid Exhaust Performance, gepfeffert.com, Custom-Chips, MB Performance Center, Vater Uwe, Schwager Edin und Timo Eßlinger
Text: B. Planz, Fotos: M. Arnold
