VW Golf III im Oldschool-Style
Seit den 1990ern gab es unzählige fantastische Gölfe der dritten Generation zu bestaunen. Auch wenn die Tuningszene heute anders aussieht als vor 20 Jahren, gehören sie nach wie vor zum guten Ton auf Events. Es ist schwer, als Golf III-Anhänger einen wirklich herausragenden Wagen zu bauen, der sich konzeptionell völlig abhebt. Timo Konieczny hat es geschafft. Sein Konzept? Er orientiert sich am „US-Oldschool Style“. Kompromisse? Fehlanzeige! Das macht seinen Dreier zu etwas wirklich Besonderem. Eigentlich neigen solch mutige Tuningkonzepte auch immer dazu, stark zu polarisieren. Bei Timos Traum in Türkis überwiegen jedoch deutlich die Lobpreisungen. So waren auch wir direkt überzeugt und versuchten monatelang, den Golf für euch vor die Linse zu bekommen. Während der regulären Saison war es uns jedoch nicht vergönnt, euch den Ausnahme-Dreier näher vorzustellen. Nach dem Motto „Was länge währt, wird endlich gut“ kam es dann auf der Essen Motor Show, und damit sprichwörtlich „auf den letzten Drücker“, zum Shooting. Timo gehörte zu den glücklichen Enthusiasten, die ihr Fahrzeug im Rahmen der „tuningXperience“ zur Schau stellen durften. Aufgrund des „verspäteten“ Termins können wir euch den Golf jetzt sogar in brandaktuellem Zustand mit ganz neuem Schuhwerk präsentieren.
Oldschool-Detailflut
Um es gleich vorweg zu nehmen: Timos Oldschool-Dreier hat so viele Details zu bieten, dass es den Rahmen sprengen würde, sie alle in diesen Artikel zu packen. So ist zum Beispiel der Innenraum völlig umgekrempelt worden. Nichts sieht mehr so aus wie im Jahre 1995, als der Wagen vom Band ging. Alles, was nicht zweifarbig geledert wurde, glänzt in Violett oder Türkis. Armaturenbrett, Türverkleidungen und sogar der Dachhimmel wurden geglättet und lackiert. Ganz zu schweigen von den unzähligen Kunststoffteilen, die ihr tristes Dasein in Matt-Schwarz gegen einen glänzenden Lackauftritt eintauschen durften. Der absolute Oberhammer sind aber zweifelsohne die Sitze. Timo hat auf Basis der Originale sein ganz individuelles GFK-Gestühl gefertigt. Der stilgebende Blickfang in Violett wurde, genauso wie unzählige weitere Interieurelemente, mit Pinstripes verziert. Die Verkleidungen von A-, B- und C-Säule wurden zweifarbig geledert. Den Lenkstockhebeln erging es ebenso. Zwischen diesen thront das lackierte Lenkrad eines Lupo 3L. Dort, wo einst der DIN-Schacht zu finden war, blickt man auf die Druckanzeige des Luftfahrwerks. Um das verbaute Radio von JVC entdecken zu können, muss man seinen Blick am wirklich einzigartigen Schatlhebel vorbei auf den GFK-Eigenbau schweifen lassen, der die Mittelkonsole verlängert. Eine Endstufe von Alpine befeuert das Fronsystem von Vocal und den Rodek-Subwoofer. „Das reicht zum Musik hören völlig!“ bestätigt Timo überzeugt.
Im Kofferraum macht sich neben dem Subwoofer auch noch der türkis lackierte und verzierte Lufttank breit. Der einfarbig gelederte Heckausbau macht einen sehr aufgeräumten Eindruck.
Eine wahre Augenweide
Auch im Motorraum ist die Liste der Modifikationen lang. Den serienmäßig verbauten 1,4l-Motor hat Timo ersetzt. Als Antrieb fungiert ein 2,0l aus einem 3er GTI. Dieser wurde mitsamt Getriebe in Türkis getaucht. Die Motorentlüftung wurde geändert, die Ansaugbrücke umgeschweißt. Letztere saugt jetzt „rechter Hand“ per offenem Filter nach Frischluft. Alle Schläuche und Kabel wurden geledert, jede Schraube und Schelle genoss vor dem Einbau ein Chrombad. Die Motorhalter wurden schwarz pulverbeschichtet. Der aufgeräumten Optik zuliebe wurden Kabelbaum und Servoleitungssystem verlängert und versteckt. Beim Kühler handelt es sich um einen Eigenbau auf Passat 32B-Basis mit Golf I-Anschlüssen. Durch den integrierten Ausgleichsbehälter ist der Motorraum von einem weiteren „optischen Störenfried“ befreit. Die Cleaningmaßnahmen rund um die GTI-Maschine beschränken sich jedoch nicht nur auf Anbauteile. Auch am Blech hat sich Timo reichlich zu schaffen gemacht. Alles ist glatt und glänzt in Candy-Violett. Kein Wunder, dass der Custom-Fan die Motorhaube auf Events normalerweise neben seinem Golf positioniert. Dieser Augenweide von Motorraum sollte schließlich so viel Aufmerksamkeit wie möglich zuteil werden. Und da bei diesem Golf immer „Tag der offenen Haube“ ist, brillieren sogar Schloßträger und Scheibenwischerabdeckung in cleanem Look.
„Low Baby Low”
...ist passenderweise auf den Türen des Custom-Dreiers zu lesen. Dank dem modifizierten Luftfahrwerks von German Airride Systems geht der Golf so dermaßen in die Knie, dass die beige gepulverte Vorderachse auf dem Boden aufliegt. Während der Ausnahme-VW die ganze vergangene Saison über auf Phat Wheels zu Treffen rollte, sattelte Timo jetzt auf BRM-Felgen um. Die klassischen Räder passen wie die sprichwörtliche „Faust auf's Auge“ zum Oldschool-orientierten Konzept des Babenhauseners.
VW Golf III, Sondermodell „Custom“
Man muss wohl nicht extra erwähnen, dass Timo auch viel Arbeit und Zeit in das äußere Erscheinungsbild des Volkswagens investiert hat. Erblickt man den Golf im Rückspiegel, hält man ihn zunächst für einen Vento. Die Front hat Timo nämlich dem „Rucksackgolf“ entliehen. In Wagenfarbe auslackierte Klarglasscheinwerfer von InPro und ein gecleanter Vento „Phase 1“-Grill verleihen dem Custom-Golf sein markantes Gesicht. Die Rückleuchten wurden ebenfalls modifiziert. Timo beklebte die getönten GTI-Bauteile mit unzähligen Streifen in Wagenfarbe und überzog sie im Anschluss mit Klarlack. Sonstige Leuchtmittel sucht man vergebens. „Clean“ lautet nämlich die Devise. Statt Frontblinkern lacht einem eine komplett gecleante Stoßstange an. Die Seitenblinker in den Kotflügeln wurden ebenfalls ersatzlos gestrichen. Spritzwasserdüsen, Embleme, Dachantenne, Heckscheibenwischer und Nummernschilder passten auch nicht in Timo's Konzept. Seitenschweller in Blech und klassische Chrom-Außenspiegel jedoch schon. Um dem extremen Tiefgang des Dreiers genüge zu tun, wurden außerdem die Radläufe gezogen.
Timos Farbwahl passt zu 100% zum Oldschool-Custom-Konzept. In Mint-Türkis ist der Wagen alleine schon von der Farbgebung her auffällig. Das Dach des Showcars glänzt derweil in Candy-Violett. Auf den Türen findet sich der bereits zuvor erwähnte „Low Baby Low“-Schriftzug sowie handgemalte Pin-Ups. Man könnte einen ganzen Bericht allein mit den Verzierungen dieses Fahrzeugs füllen. In solcher Fülle kommen Pinstripes, Flakes und Blattsilber bei Timos Custom-Golf zum Einsatz. Ob man den Wagen einfach nur betrachtet oder gar selbst in einem der GFK-Sitze Platz nimmt...stets hat man eine detailreiche Verzierung in Blickweite. Sogar das Öffnen des Tankdeckels offenbart optische Modifikationen. Die lackierten Türgriffe geniessen, genau wie der Tankstutzen, Schutz durch Ledercover. Auch nach Genuss dieses Berichts und Studium der anhängigen „Daten & Fakten“ ist der Wagen live ein echtes Erlebnis. Wer 2013 die Chance hat, einen oder besser mehrere Blicke auf Timos Custom-Showcar zu werfen, sollte diese ergreifen!
Ehre, wem Ehre gebürt
Timo Koniecznys „Oldschool“-Konzept macht seinen Golf zu einem absoluten Einzelstück. Der Freund außergewöhnlicher Umbauten hat seine Linie knallhart durchgezogen anstatt auf Nummer sicher zu gehen. Dafür gebührt ihm Respekt. Auf zukünftige Projekte angesprochen, läßt Timo nur ein knappes „Top Secret!“ als Antwort verlautet. Wir sind schon gespannt, was sich der Schrauber als Nächstes einfallen lässt...
Technische Daten
Allgemein
Hersteller: VW, Modell: Golf3, Baujahr: 1995, Motor: 1,4 AEX
Motor
Typ: 2,0l GTI, Kennung: ADY, Leistung: ca. 120PS
Motor & Getriebe türkis lackiert, Motorhalter schwarz gepulvert, Motorentlüftung geändert, Ansaugbrücke umgeschweisst, Schläuche und Kabel geledert, Schrauben und Schellen verchromt, Eigenbau Kühler auf Basis Passat 32B, Servoleitungen und Kabelbaum verlängert.
Motorraum gecleant (Stehkanten entfernt, Löcher entfernt, Holm verlängert), Schloßträger und Wischerabdeckung clean. Auslackiert un Candy violett.
Fahrwerk und Räder
Fahrwerk: G.A.S. V1 modifiziert
Felgen: BRM in 7Jx17 ET40
Reifen: Nankang in 185/35R17
Interieur
Lenkrad aus Lupo 3L, Armaturenbrett, Mittelkonsole, Türverkleidungen, Dachhimmel und unzählige Kleinteile geglättet und lackiert.
Unzählige Teile mit Pinstripes, Flakes und Blattsilberverzierungen.
Gurtführung, Türöffner, Scharniere, Schlösser in Chrom.
A-, B- und C-Säule, Lenkstockhebel, Schaltsack, Handbremshebel, Fussmatten und Sonnenblenden in Leder.
HiFi
Radio: JVC, Verstärker: Alpine, Subwoofer: Rodek, Frontsystem: Vocal
Lack
Mint-türkis & Candy violett (House of Kolor)
Pinstripes by Mike Hotstyle/Babenhausen
Exterieur
Leuchtmittel: auslackierte InPro Klarglas Scheinwerfer für VW Vento, modifizierte GTI-Rückleuchten
Umbau auf Ventofront mit gecleantem „Phase 1“-Grill, Seitenschweller in Blech. Chrom-Außenspiegel.
Keine Blinker, keine Spritzwasserdüsen, keine Dachantenne, keine Dehnfuge, keine Nummernschilder, kein Heckscheinebwischer, keine Embleme.
Cleane Stoßfänger, cleane Heckklappe.
