VW Passat - The Red Tampon
Als Stefan Zoch sich im Februar 1997 seinen Passat 35i Variant kaufte, wollte er eigentlich gar nichts an dem Auto machen. Er gefiel ihm so wie er war mit 107.000 Km auf dem Tacho, ATU Alufelgen inkl. Avon Reifen und dem serienmäßigen 2.0 Liter Motor mit 85 kW (115 PS). Für das angenehmere Autofahren sorgten elektrische Fensterheber vorn, Schiebedach und die Lederausstattung des Passat GT. Der Lack hatte keinen Kratzer oder Rost. Alles in allem hatte Stefan sich einen grundsoliden Wolfsburger Kombi gekauft. Während die meisten Freunde vor 10 Jahren Opel Kadett fuhren, war er mit seinem Passat schon eine Klasse weiter. Immerhin war Stefan damals noch im zweiten Lehrjahr zum Maler und Lackierer.
Doch dann packte auch ihn das Tuning-Fieber. Die allererste Veränderung war ein SuperSprint Endschalldämpfer mit verchromtem, ovalem Endrohr. Auch die für damalige Verhältnisse extrem angesagten Borbet A in 7.5 und 9x16 mit 215/40 ZR 16 fanden den Weg an den Variant und sorgten für Haftung auf der Straße. So wurde auch schon der erste Pokal eingeheimst. Nachdem Stefan sich auf den Treffen umgesehen hatte und einige neue Ideen sammeln konnte ging es weiter mit dem Umbau am Passat. Aber diesmal sollte es etwas edles, aber dennoch nichts extremes werden. Was jedoch nicht heißt, dass es keine Arbeit bereitet hätte, den VW so umzubauen.
„Bitte freimachen”
Für seine geplantes Projekt musste sich der Passat erst einmal nackig machen. Es wurde alles freigelegt und abgebaut, was nur möglich war. Da er eine wirklich cleane Karosserie haben wollte, entschied sich Stefan dazu, sämtliche sichtbaren Schweißpunkte verschwinden zu lassen. Diese wurden alle entweder verzinnt oder mit Spachtelmasse gecleant. Ebenso hat er aus allen Türen, der Heckklappe sowie der Motorhaube die werkseitige Dichtmasse entfernt und neu ausgespritzt, so dass man diese nun nicht mehr sieht. So verschwanden neben Seitenblinker, Wischerdüsen auf der Motorhaube und den VW-Zeichen am Ende auch über 500 Schweißpunkte und etliche Meter an Dichtmasse wurden verklebt. Doch dies war erst der Anfang. An der Karosserie mussten die GT-Kunststoffverkleidungen an den Türen und Radläufen weichen und Platz schaffen für die Zierleisten des CL-Modells. An allen Türen wurden die Türgriffe entfernt und gecleant. In die beiden vorderen Türen schweißte Stefan Türgriffe vom Audi 80 ein. Jedoch an einer sehr ungewöhnlichen Stelle: unter den Zierleisten, also im unteren Bereich der Türen. So musste natürlich auch die Schlossbetätigung umgebaut werden.
Die Stoßfänger wurden auch umfangreich bearbeitet so dass sie in das Gesamtbild passen. Die Frontstoßstange wurde zusammen mit Teilen einer Stoßstange eines Audi A3 und eines Golf 3 angepasst und mit einem Lötkolben angelötet. Die Schweißnaht hat insgesamt eine Länge von 8 Metern. Hinten ziert eine Stoßstange des Passat Faceliftmodells das Heck. Die beiden Sicken wurden verschlossen und zwei Nebelschlussleuchten des VW Beetle integriert. Das Endrohr mündet nun auf der linken Seite in der Stoßstange. An der Heckklappe verschwanden das VW-Zeichen und die Schriftzüge sowie der Heckwischer. Die Dachreling wurde abgebaut und andere Leisten montiert. An der Motorhaube wurden die Spritzdüsen entfernt und welche vom Golf IV unsichtbar angebracht. Am Tankdeckel verschwand der Eingriff für die Finger und die originalen Außenspiegel wurden ersetzt durch kleine Spiegel vom Passat 3B.
Ein neues Herz vom Lebensretter
Der neue Motor, 1.8 Liter G60 Motor mit 160 PS (117 kW), stammt eigentlich aus einem Notarztwagen. Den Motor baute Stefan komplett neu auf und ersetzte sämtliche Verschleißteile, darunter auch alle Lager, Dichtungen und die Kolbenringe. Damit auch die Motoroptik dem Äußeren in nichts nachhängt, wurde der Schlossträger komplett gecleant. Die Zahnriemenabdeckung, die Abdeckung für die Lichtmaschine und die Verschlüsse für Wasser und Servolenkung fertigte der gelernte Maler und Lackierer aus Aluminium selber an. Der Ventildeckel wurde abgefräst und eine Aluplatte aufgeschweißt, sodass der Öleinfüllstutzen verschwand. Die originalen Ladeluftrohre aus Kunststoff wurden durch selbst gebaute Edelstahlrohre ersetzt. Dabei wurde nichts gebogen, sondern alles aus einzelnen Stücken zusammenschweißt und mit der Feile geschliffen. Der Motorhauben-Seilzug wurde unsichtbar unter dem Schlossträger verlegt. Sämtliche Kabel wurden entweder gekürzt oder verlängert. Neben dem G-Lader-Halter wurde auch der Zylinderkopf gecleant und poliert bzw. verchromt. Die Schleif- und Polierarbeiten führte Stefan selber durch. Das Verchromen übernahm dann der Fachmann.
„Nicht kleckern, klotzen”
Im Innenraum ging es genau so aufwendig und aufgeräumt weiter. Die ab Werk verbauten Sportsitze wurden rausgeschmissen und Komfortsitze vom Exklusiv-Modell eingebaut. Diese wurden dann auf Sportsitze umbaut, das Schnittmuster geändert und mit schwarzem Porsche-Leder bezogen. Die Nähte sind in Wagenfarbe abgesetzt. Als Nachrüstung fanden auch elektrische US-Gurte und die höhenverstellbare Lenksäule den Weg in den „Red Tampon“. Die Sonnenblenden wurden mit GFK überzogen und weitere Blenden wurden für die Kopfstützen angefertigt. Alle Verkleidungen wurden geglättet und mit insgesamt 11 Schichten Lack in Handarbeit lackiert. Der Fußraum wurde komplett mit GFK nachgeformt und lackiert. Zusammen mit dem Armaturenbrett war es knapp einen Winter Arbeit. Das Armaturenbrett hatte Stefan ebenfalls mit Glasfasermatten überzogen und komplett geglättet. Im Anschluss mussten alle Spaltmaße um die Lautsprecher neu modelliert werden.
Für den exklusiven Auftritt musste auch das gesamte Fahrwerk verändert werden. Die G60-Bremsanlage wurde von 4x100 auf die VR6-Bremsanlage mit Lochkreis 5x100 umgebaut. Die Bremssättel wurden in Wagenfarbe lackiert und umschließen die gelochten Zimmermann Bremsscheiben. Für die nötige Tiefe sorgt ein KW Gewindefahrwerk Variante 2, welches auf das absolute Minimum herunter gedreht wurde. An die lackierte Vorder- und Hinterachse wurden dreiteilige BBS RS in 8x17 ET 40 montiert. Der Felgenstern und die Innenschüssel wurden lackiert, die Außenbetten poliert und alles mit verchromten Schrauben verbunden. Die Wahl der Reifen fiel auf 215/35R 17 aus dem Hause Hankook. Die HR-Lochkreisadapter mit ihren 20mm Spurverbreiterung sorgen für eine ordentliche Ausfüllung der Radhäuser.
Schalldruck satt
Auch das Entertainment-System kann sich sehen und vor allem hören lassen. Als Head-Unit dient ein Zenec-Radio mit 3 zusätzlichen Monitoren im Kofferraum. In dem selbst angefertigten Kofferraumausbau fanden neben den 3 Monitoren und einem Burning Desire Verstärker auch zwei 38er Kicker von Velocity Verwendung. Überzogen wurde der Ausbau mit Lack und Leder. Unter dem Handschuhfach befindet sich ein zweiter DVD-Player, welcher an je zwei Monitore im vorderen und hinteren Fußraum angeschlossen ist. In den selbst gebauten Doorboards sind vorne und hinten je zwei 16er Kicker von EmPhaser untergebracht.
» Fahrzeugprofil des Red Tampon Passat ansehen
Technische Daten und Fakten:
Typ: VW Passat Variant 35i, Baujahr 1991
1. Motor:
1.8 Liter G60 mit 160 PS, generalüberholt
Krümmer vom VW Corrado
Bastuk Edelstahlanlage ab Kat
Endschalldämpfer mit seitlichem Endrohr Eigenbau
Motorraum komplett gecleant
Radhausausschnitte verschlossen
alle Behälter geglättet und lackiert
Wasserschläuche gegen geschweißte Edelstahlrohre ersetzt
Zylinderkopf gecleant und poliert
Kabelbaum aufgeräumt
viele Teile verchromt
Corrado G60 Getriebe, schwarz lackiert
2. Karosserie:
Farbe: Terracotta Perleffekt
Frontmaske gecleant
Böser Blick
Seitenblinker entfernt
Kotflügel und Stoßstangen 2cm nach außen gestellt
Türgriffe entfernt, vorne Audi 80 Türgriffe unten eingeschweißt
Stoßstangenstruktur geglättet und lackiert
Nebelschlussleuchten vom VW Beetle
Seitlicher Endrohrausschnitt
Heckklappe gecleant, Heckwischer entfernt
Dachreling entfernt
Spritzwasserdüsen vom Golf 4
Außenspiegel vom Passat 3BG
Alle sichtbaren Schweißpunkte gecleant
gesamte Dichtmasse ausgekratzt und neu verklebt
3. Fahrwerk / Felgen:
KW Gewindefahrwerk Variante 2
Vorder- und Hinterachse lackiert
Lenkgetriebe lackiert
8x17 ET 40 BBS RS Felgen, 3teilig
215/35R17 Hankook-Reifen
Bremsanlage auf Lochkreis 5x100 umgebaut
Bremssättel in Wagenfarbe
Zimmermann gelochte Bremsscheiben
4. Interieur:
Umgebaute Sportsitze vom Exklisiv-Modell
32er Momo Millenium Sportlenkrad
Instrumentenbeleuchtung auf Rot umgebaut
elektrische US-Gurte
Mittelarmlehne vom Golf 4
Fußraumbeleuchtung vorn und hinten
Schaltkulisse im TT-Design selbst angefertigt
Armaturenbrett mit GFK überzogen und lackiert
Fußraum aus GFK in 11 Teilen selbst nachgebaut, lackiert
Monitore im Fußraum
sämtliche Verkleidungen im Innenraum in Wagenfarbe lackiert
5. Audio / Multimedia:
Zenec Head-Unit
Verstärker: Velocity Burning Desire (im Kofferraum) und VR 450 (am Dachhimmel)
In den Türen je zwei 16er Kicker von EmPhaser
10er Focal im Armaturenbrett
Im Kofferraum zwei 38er Kicker von Velocity
DVD-Player mit zwei Monitoren im vorderen und hinteren Fußraum
Doorboards selbstgebaut
Kofferraumausbau mit 3 Monitoren, überzogen mit Lack und Leder
Das könnte Dich auch interessieren: Schau Dir den Scoville Passat an!
Text: O. Wendland, Fotos: S. Zoch