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Vom Aufstieg und „Niedergang“ einer Kultreihe – Teil 1

26. November 2012
Legenden: „Fast & Furious“ ohne Autos?

Teil 1 - Die „Fast & Furious“-Filmreihe ist jedem Autofan ein Begriff. Der mittlerweile bereits sechste Teil wird gerade produziert. Im Verlauf der Saga rückte der Fokus immer weiter weg von den ursprünglichen Hauptdarstellern aus Blech. Benjamin Planz, Tuningsuche-Redakteur und „Fast & Furious“-Anhänger der ersten Stunde, wagt einen kritischen Blick auf Vergangenheit und Zukunft der Kultreihe.

Vom Aufstieg und „Niedergang“ einer Kultreihe – Teil 1

Kultfilme müssen nicht zwangsläufig auch cineastische Meisterwerke sein. Kultfilme müssen auch nicht die beste Besetzung aufbieten. Ebenso müssen Kultfilme keine Oscars gewinnen. Kultfilme müssen einfach nur den Nerv der Zuschauer treffen. So geschehen im Jahre 2001, als mit „The Fast and the Furious“ der Kultfilm der Tuningszene schlechthin in die Kinos kam. Der Name wurde einem Streifen mit ähnlichem Thema aus den 1950ern entliehen und bedeutet in etwa „Die Schnellen und die Wilden“. Inhaltlich bestach „The Fast and the Furious“ vor allem durch eine Tatsache: Zeitgemäß modifizierte Fahrzeuge übernahmen quasi die Hauptrollen in einem Hollywoodfilm. Die eigentliche Handlung diente mehr oder weniger nur als Gerüst. Im Vordergrund stand die Subkultur, in der es sich nur um Autos dreht.

Vom Aufstieg und „Niedergang“ einer Kultreihe – Teil 1:  (Bild 5)

Als Grundlage für das Drehbuch stand ein Artikel namens „Racer X“, der im amerikanischen Magazin „Vibe“ erschienen war und sich mit illegalen Straßenrennen in New York City beschäftigte. Der Film schlug mächtig ein und nach einigen ganz unterschiedlichen Sequels beschlossen die Macher, dass ein „Autofilm mit Action“ die Zielgruppe zur sehr begrenzt und das Mainstream-Publikum von zu vielen Autoreferenzen abgeschreckt wird. Deshalb wurde mit „Fast & Furious Five“, einem „Actionfilm mit Autos“, der Übergang zu „Actionfilmen mit wenigen bis gar keinen Autos“ eingeleitet. Der Erfolg an den Kinokassen gibt der Produktionsfirma mit ihrer neuen Ausrichtung der Reihe leider Recht. Universal versucht natürlich, wie jede andere Firma, ihren Gewinn zu maximieren und interessiert sich dabei herzlich wenig für die Tuningszene. Diese Realität muss man einfach akzeptieren.

Was mir allerdings in keinster Weise einleuchtet, ist der Umstand, dass hier eine Filmreihe, die eine treue Gefolgschaft aufweist und Profit abwirft, zu etwas völlig anderem umgebaut werden soll. Natürlich macht man mit einem „Mainstream“-affineren Actionthriller mehr Geld. Aber wenn die ursprüngliche Fangemeinde immer weniger mit den Filmen anfangen kann und der Reihe nach und nach den Rücken kehrt, hat man in meinen Augen nichts erreicht. Wieso nicht weiterhin einem „begrenzten Publikum“ erfolgreich (und profitabel) Autofilme präsentieren und parallel eine neue Filmreihe beginnen, die sich einem größeren Publikum widmet? Wäre so nicht noch mehr Geld zu machen? Unter Umständen geht man bei den Machern davon aus, dass die Leute gar nicht abwandern. Vielleicht ist vielen Fans der „Fast & Furious“-Reihe die neue Ausrichtung auch (noch) egal, solange alle 30 Minuten wenigstens ein paar Autos eingeblendet werden. Aber ich bin mir sicher, dass ich nicht der einzige bin, für den die Reihe nach Teil 3 endet. Als Fan der ersten Stunde will ich einen kritischen Blick werfen auf das, was war und auch das, was noch kommen könnte. Dieser Artikel gibt natürlich nur meine eigene subjektive Meinung wieder und ich respektiere zähneknirschend jede davon abweichende.

Teil1 - Tuning im Kinosaal

Als „The Fast and the Furious“ im Oktober 2001 in die Kinos kam, war ich gerade 20 Jahre alt und fast alle meine Kumpels waren Autonarren. Ohne „Vorwarnung“ gab es plötzlich einen Film, der sich mit unserer Leidenschaft beschäftigte. Dass dieser aus filmischer Sicht etliche Schwächen aufwies, war uns völlig egal. Als die schwarzen Civics in der ersten Szene ihren Auftritt absolviert hatten, wurde der Film von uns bereits gefeiert. Kritiker bemängelten, dass den Autos im Script mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird als der Charakterzeichnung der Figuren. Uns hätte es allerdings auch nichts ausgemacht, wenn der Film noch weniger Handlung und noch mehr Rennszenen beinhaltet hätte. Als der Charger in der Schlussszene vor lauter Power vorne abhob, hielt uns quasi nichts mehr in den Sitzen. Jeder war von dem Streifen völlig begeistert. Und da der Film bei jungen Leuten sehr angesagt war, verschlug es nach und nach auch viele „Nicht-Autonarren“ ins Kino, was der Tuningszene einiges an Zuwachs bescherte. Für uns änderte sich nichts. Wir waren auch vorher schon verrückt nach Autos. Allerdings waren Begriffe wie „Lachgaseinspritzung“ und „Viertelmeilenrennen“ jetzt auch einem breiteren Publikum bekannt und auch die Akzeptanz gegenüber asiatischer Importfahrzeuge wuchs dank „The Fast and the Furious“ merklich. Für uns waren die im Film gezeigten Boliden bis auf wenige Ausnahmen damals allerdings einfach nur „haushohe und verschandelte Reiskocher“, dennoch feierten wir den Film frenetisch. Verfolgungsjagden sind zwar in jedem Actionreißer zu sehen, aber hier war optisch und akkustisch richtig was geboten.

Vom Aufstieg und „Niedergang“ einer Kultreihe – Teil 1:  (Bild 3)

Der Erfolg des Films hatte allerdings auch eine Schattenseite. Manch einer fühlte sich von den illegalen Strassenrennen im Film dazu animiert, im Straßenverkehr selbst „schnell und wild“ zu agieren. Einer meiner damaligen Arbeitskollegen, vor dem Konsum des Films Autos gegenüber eher neutral eingestellt, änderte seinen Fahrstil im Herbst 2001 zum Beispiel grundlegend....und parkte seinen Honda Civic ein paar Tage nach dem Kinobesuch an einer Laterne. Man kann die Schuld für diesen und ähnliche Vorfälle natürlich nicht nur auf den Konsum von „The Fast and the Furious“ schieben. Dennoch brachte der Film über ilegale Strassenrennen, der auf ein junges und motorisiertes Publikum abzielt, diesbezüglich eine gewisse Brisanz mit sich. Über die Handlung muss ich an dieser Stelle wohl kein Wort verlieren. Ich gehe davon aus, dass jeder, der diese Zeilen liest, mit der Filmreihe vertraut ist. „The Fast and the Furious“ hat einen festen Platz in der Tuningszene. Ob nun ein User namens „toretto1989“ etwas in einem Forum postet, ein Film-Airbrush das Blechkleid eines Fahrzeugs schmückt oder die 14 Bildschirme eines Messeshowcars den Film vorführen.....der Kultstreifen gehört zur Szene und auch zur Popkultur. So ließ sich zum Beispiel Electronic Arts angesichts des großen Erfolgs des Films damals dazu hinreißen, ihre Videospielreihe „Need for Speed“ nach Vorbild der Filmhandlung mit Untergrundrennen neu auszurichten. Die Soundtracks zu den Filmen sind traditionell exzellent. Beim ersten Teil war allerdings ärgerlich, dass einem eine Song-Ansammlung von Rapper und Nebendarsteller Ja Rule's Heimat-Plattenlabel als „Soundtrack“ verkauft wurde, obwohl ein Großteil der Titel rein gar nichts mit dem Filmsoundtrack zu tun hatten. Erst auf einem zweiten Album waren mehr der gewünschten Tracks enthalten. Nachdem „The Fast and the Furious“ bei einem Produktionsbudget von 38 Millionen US-Dollar an den Kinokassen über 207 Millionen US-Dollar eingespielt hatte, war klar, dass es zu einer Fortsetzung kommen würde.

Das Sequel und sein Nachfolger werden Thema in Teil 2 dieses Artikels sein. Fortsetzung folgt...

Vom Aufstieg und „Niedergang“ einer Kultreihe – Teil 1:  (Bild 1)

Hier gehts zum 2. Teil unserer Reihe: Aufstieg und Niedergang einer Kultreihe - Teil 2

Text: B. Planz, Bilder: Universal

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