Peugeot 106: Ein französisches Racing-Showcar aus dem Saarland
Wenn man in der Szene hört, dass jemand einen Wagen im „Racing“-Stil umgerüstet hat, hat man normalerweise direkt das klassische Bild vor Augen: Ein Fahrzeug, aus dem alles „Unnötige“ herausgerissen und mit Käfig, Schalensitzen sowie genügend Leistung ausgestattet wurde. Die Optik wird bei solchen Spaßmobilen oftmals eher vernachlässigt. Rennsport-Fan Frank Wirth aus dem wunderschönen St. Ingbert im Saarland war das jedoch nicht genug. Er wollte aus seinem Peugeot einen Flitzer bauen, der auch das „Show & Shine“-Parkett nicht fürchten muss.
Bereits im Jahre 2001 erwarb er den damals noch 75 PS starken Franzosen. Dass er mit ihm heute auch ohne Weiteres bei internationalen Wettbewerben, wie dem European Tuning Showdown auf der Tuningworld Bodensee, antreten kann, verdankt er einem stimmigen Konzept mit unzähligen Modifikationen. Aber alles der Reihe nach:
Aus „Sport“ mach „GTI“
Auch, wenn es sich bei Franks Peugeot eigentlich um einen „106 Sport“ handelt, war die serienmäßige Motorisierung einem „Racing-Franzosen“ absolut unwürdig. Und überhaupt hat Frank eine ganz andere Vorstellung von einem sportlichen Peugeot. Den Serienmotor schickte er in Ruhestand um Platz für ein GTI-Triebwerk zu schaffen. Bevor dieses Einzug halten durfte, wurde der Bereich um die Maschine jedoch einer radikalen Cleaningkur unterzogen. Der auslackierte und saubere Motorraum, in dem man Kabel und ähnlichen Firlefanz vergeblich sucht, ist eines der Highlights, die aus dem blauen „Racer“ einen „Showcar-Racer“ machen.
Dass bei der sich bietenden Gelegeneheit dutzende Modifikationen an der neuen Maschine vorgenommen wurden, ist wahrscheinlich jedem klar. Rallye-Ansaugbrücke, große Drosselklappe, Schmiedekolben, Rennsportventile...Praktiker Frank griff so tief in die Trickkiste, dass wir an dieser Stelle auf das Kapitel „Daten und Fakten“ weiter unten im Artikel verweisen, um uns nicht in eine endlose Aufzählung von Tuning-Maßnahmen zu verennen. Denn beim Faktor „Leistung“ hat der Rennsport-Fan natürlich nichts dem Zufall überlassen.
Satte 185 PS bringt der blaue Flitzer über das modifizierte Getriebe eines Citroen Berlingos jetzt auf die Strasse. Bei dem vergleichsweise geringen Gewicht ist das eine ganz schöne Ansage. Die Abgase, welches das modifizierte Triebwerk produziert, werden von einem Fächerkrümmer und einer Bastuck Gruppe A Edelstahl-Abgasanlage ins Freie transportiert, was sich nicht unwesentlich auf den satten Sound des saarländischen 106 auswirkt. Dieser macht nämlich sehr viel mehr Getöse als man es von einem Fahrzeug seiner (Serien-)Gattung erwartet. Ganz Sportler eben!
Gut gebremst, Löwe!
Bei der Performance, die der Antrieb nach all den Modifikationen abliefert, musste natürlich auch bei den Bremsen nachgebessert werden. An der Vorderachse sorgen Brembos mit gelochten und geschlitzten 283mm-Scheiben für die nötigen Bremsleistung. An der Hinterachse verbeißen sich die Sättel eines 106 GTI in die ebenso gelochten und geschlitzten 247mm-Scheiben. Bremskraftverstärker und Hauptbremszylinder wurden angesichts dieses Upgrades natürlich entsprechend angepasst.
Dass Frank bei der Wahl der Räder Wert auf Sportlichkeit gelegt hat, überrascht wohl niemanden. Die Enkei-Felgen in 7x17 Zoll passen zusammen mit den Pneus aus dem Hause Nankang in 185/35R17 wie die Performance-Faust auf das sprichwörtliche Auge.
Natürlich entsprach der 106er auch in Sachen Straßenlage nicht so ganz dem, was Frank vorschwebte. Auch hier wurde gnadenlos umgerüstet. An der Vorderachse kommt ein Sportfahrwerk von AP zum Einsatz während es an der Hinterachse dank Citroen Saxo-Drehstäben tiefer geht. Die verbauten Federn bezog der Saarländer von der Firma Timms.
Sportlich meets makellos
Machen wir uns nichts vor: Ein Peugeot 106 ist im Serienzustand nicht unbedingt das am aggressivsten wirkende Fahrzeug, das sich auf den Straßen bewegt. Franks „Blauer“ hebt sich da schon deutlich von seinen Brüdern ab. Die cleane Heckklappe mit bösem Blick, die anlaminierten Kotflügelverbreiterungen und Cadamuro-Schweller, die modifizierten Esquiss-Schürzen...das Exterieur des Franzosen macht deutlich, dass der Saarländer ihn nicht fürs sonntägliche Brötchenholen umgebaut hat.
Zu einem waschechter Racer gehören natürlich auch Gimmicks wie die GFK-Motorhaube mit den Aerocatch-Haubenhaltern und der Einarmwischer. Das geschulte Auge erblickt außerdem die Klarglasscheinwerfer eines Peugeot 306 in der Front des 106. Die Kotflügel wurden natürlich entsprechend angepasst. Frank ist auch anderen Bereichen der Außenhaut gnadenlos auf die Pelle gerückt. So wurde zum Beispiel die Dachhaut, die ehemals ein Schiebedach beherbergte, kompromisslos gegen eine Ausführung ohne „Dachluke“ ausgetauscht. Das serienmäßige „Edenblau“ mußte schließlich noch dem sportlichen „Subaru WRX“ Blau weichen.
Racing-Cockpit Deluxe
Beim Interieur von Rennsport-affinen Fahrzeugen werden oft und gerne optische Abstriche gemacht. Bei Frank Wirths Projekt gibt es solche Abstriche nicht. Das Konzept „Showcar meets Racing“ wurde auch in der Fahrgastzelle ohne Rücksicht auf Verluste durchgezogen. Hier wurde nicht nur einfach „herausgerissen“. Das von allem Ballast befreite Bodenblech glänzt clean und lackiert mit dem Rest der Karosserie um die Wette. Unschöne Öffnungen wurden mit schwarzen Abdeckungen versehen.
Der Rennsport-Käfig von Wiechers wurde weiß lackiert und kontrastiert perfekt mit dem blauen GFK-Himmel, welcher bestimmt nicht zu den typischen Rennsport-Modifikationen gehört.
Platz nimmt Pilot Frank in „Fighter“-Sitzen von Sparco. Die Fahrtrichtung bestimmt er mit Hilfe eines 300mm-Sportlenkrads von Raid, das ebenso wie die Sitze mit Alcantara bespannt wurde. Das sportliche Einlegen der Gänge gelingt dank dem KAM Racing Sportshifter reibungslos.
Das Armaturenbrett wurde diversen Cleaingmaßnahmen unterzogen. Was nicht in Wagenfarbe lackiert wurde, wurde beflockt. Außerdem wurde auch an die musikalische Untermalung gedacht. Ein Radio von Pioneer, eine 2-Kanal-Endstufe von Audison sowie eine Hertz-Frontsystem sorgen für den Racing-Soundtrack.
Showcar mit Fun-Faktor
Frank wollte ein Showcar bauen, das man auch sportlich fahren kann. „Racer“ bedeutet im Fall des Saarländers nicht automatisch, dass der Wagen völlig „abgerockt“ ist. Ganz im Gegenteil. Der Mann aus St. Ingbert beweist eindrucksvoll, dass man ein makelloses Performance-Showcar bauen kann, dass bei Bedarf auch mächtig Spaß macht. Das Mitglied der „French Society“ hat sein Pulver in Sachen „Tuning“ aber noch lange nicht verschossen. Wer die zukünftigen Modifikationen an seinem „Blauen“ verfolgen will, sollte der Facebookseite „JustBlue“ ein Like schenken! Soviel sei schonmal verraten: In St. Ingbert könnten die Echtcarbon-Vorräte vielleicht bald zur Neige gehen...
Technische Daten
Allgemein
Hersteller: Peugeot, Modell: 106 Sport, Baujahr: 2000
Farbe: Edenblau, Gekauft: April 2001
Motor
Typ: 106 GTI, Hubraum (ccm): 1604, Motorleistung: 185PS
Optische Veränderungen: Div. Schläuche/Rohre entfernt, schwarz glanz lackiert, Kabelbaum versteckt, Motorraum komplett clean, weiß auslackiert
Div. Teile aus Peugeot und Saxo Rennportabteilung, Green Airbox, C2R2max Rallye Ansaugbrücke mit großer Drosselklappe, KMS Steuergerät, Getriebeumbau auf Citroen Berlingo BE4R mit geändertem Innenleben und angepassten ATW, Rennsport Motorlager, Sachs SRE Sportkupplung, GMC 4-1 Fächerkrümmer, Bastuck Gruppe A Auspuffanlage mit 2x80mm Endrohren mittig, MSD Ignition Rennsportzündspule, Spal Lüfter, Mocal Ölkühler, Wiseco Schmiedekolben, Zylinderkopf Peugeot 206 109PS geändert und angepasst, Rennsportventile, Newmanns Nockenwellen, Bremsanlage VA Brembo 283mm, HA 106Gti 247mm, geänderter BKV&HBZ
Exterieur
Blecharbeiten: Kotflügelverbreiterung anlaminiert, Cadamuro Schweller anlaminiert, Motorhaube aus GFK mit Aerocatch Haubenhaltern, Serie 1 Türen, Peugeot 306 Klarglasscheinwerfer mit angepassten Kotflügeln, Schiebedach gegen Dachhaut ohne SD getauscht, Heckklappe mit bösem Blick.
Anbauteile: Schwarze Klarglas-Heckleuchten, Saxo Außenspiegel mit schwarzer Spiegelkappe, Einarmwischer, Esquiss Front- & Heckschürze (modifiziert).
Interieur
Sitze: Sparco Fighter, Bezugsstoffe: Stoff, Alcantara
Lenkrad: Raid 300mm Alcantara, Instrumente: Spa Desing Öltemperatur/-druck, Inovate LC1 Lambda
Optische Besonderheiten: Amaturenbrett clean und beflockt, Anbauteile in Wagenfarbe, Türen innen, Boden VA HA komplett gecleant und lackiert, GFK Himmel, KAM Racing Sportshifter
Wiechers Rennsport-Käfig
Fahrwerk, Felgen & Reifen:
Stoßdämpfer VA: ap Sport, HA: Saxo Cup Drehstäbe 24mm
Federn: Timms Autoteile Racing
Tieferlegung (mm): 110, Spurverbreiterung (mm): 80
Felgen
Hersteller: Enkei, Dimensionen: 7x17
Reifen
Hersteller: Nankang, Dimensionen: 185x35 r17
Frank dankt:
Lackierer Ibo, Freund Andy und der Firma Quintec in Bexbach