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Sollte man den Wettbewerb in der Tuning-Szene abschaffen?

25. November 2013
Community: Pro und Contra 'Wettbewerb in der Tuningszene'

Für viele Auto-Enthusiasten ist der Wettbewerb untrennbar mit der Tuningszene verbunden. Allerdings sorgen Faktoren wie Pokalgeilheit, verzerrte Wahrnehmung und inkompetente Bewerter immer wieder für Zündstoff und kriegsähnliche Zustände. Es gibt daher mittlerweile auch Events, die ohne Trophäen auskommen. Wir beleuchten in diesem Artikel alle Fakten, die zum Thema „Wettbewerb“ relevant sind.

Sollte man den Wettbewerb in der Tuning-Szene abschaffen?

Uns ist klar, dass es sich dabei um ein Thema handelt, das stark polarisiert. Während manche ohne Pokale keinen Anreiz darin sehen, an Events teilzunehmen, ist anderen die Jagd nach Trophäen ein Dorn im Auge. Das Kuriose daran ist, dass die Fraktion der Wettbewerbsverfechter natürlich auch zwangsläufig die Leute stellt, welche nach der Pokalvergabe meckern und damit wiederum den Kritikern Futter liefern.
Was natürlich nicht heißen soll, dass jeder, der dem Wettbewerb in der Tunings-Sene gegenüber positiv eingestellt ist, auch automatisch pokalgeil ist. Aber wer nichts auf Pokale gibt, wird sich halt auch nicht ärgern, wenn er leer ausgeht. Wenn wir schonmal beim Thema sind...:

Sollte man den Wettbewerb in der Tuning-Szene abschaffen?:  (Bild 5)

Und ewig weinen die Verlierer

Jeder, der sich in der Tuningszene bewegt, kennt das: Man ist auf einem Event, die Pokalvergabe ist gerade vorbei und schon strömen Unzufriedene auf den Veranstalter oder sonstwen zu und beschweren sich vehement darüber, dass ihr Fahrzeug (natürlich völlig zu Unrecht) leer ausgegangen ist. Sicher, bei der Fahrzeugbewertung kann viel schief gehen. So viel, dass wir diesem Thema sogar ein eigenes Kapitel in unserem Artikel widmen.

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Aber selbst wenn man im Recht ist: Vorbei ist vorbei. Es kommt wohl nur selten vor, dass jemand nachträglich noch eine Trophäe überreicht bekommt. Also wieso diskutieren? Das ewige Gestreite nervt alle Beteiligten doch nur. Und die Veranstalter sind sicherlich hoch erfreut, wenn sie gerade ihr Event über die Bühne gebracht haben und gleich von Unzufriedenen beschimpft werden. Das motiviert bestimmt tierisch, sich diese Arbeit erneut aufzuhalsen. Doch was führt zu solchen Szenarien?

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Pokalgeilheit

Für manche zählt nur eines: Mit einer Trophäe heimkehren. Ob man sie verdient hat oder nicht...Hauptsache, man besitzt sie! Da kommt halt einfach der „Jäger und Sammler“ durch. Um das klarzustellen: Pokale gewinnen zu wollen ist nichts Schlechtes. Es ist auch kein Verbrechen, sich über den Gewinn zu freuen und ein Foto der Trophäe auf Facebook zu posten. Auch eine (oder gar mehrere) mit Auszeichnungen gefüllte Vitrinen sind etwas Tolles. Der Umstand, dass die Veranstalter immer kreativer werden, wenn es um das Gestalten von Trophäen geht, verstärkt dies natürlich noch zusätzlich.

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Bei manchen Kandidaten nimmt das jedoch Ausmaße an, die nicht mehr als „normal“ zu bezeichnen sind. Da wird sprichwörtlich über Leichen gegangen, um möglichst oft möglichst viel „einzusacken“. Da „Pokalgeile“ sich nur in den seltensten Fällen erfolgreich tarnen können, nimmt ihr Umfeld natürlich Notiz von ihrer „Sucht“ und sorgt für entsprechend negatives Feedback. Das ändert natürlich nichts. Schließlich können die Betroffenen nicht aus ihrer Haut...

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Verzerrte Wahrnehmung

In diesem Kapitel gehen wir jetzt gar nicht näher auf die bedauernswerte „Ich fahre nen Schrotthaufen und merke es nicht“-Fraktion ein. Die meisten pokalgeilen Szenegänger verfügen nämlich über einen durchaus konkurrenzfähigen Wagen. Das Problem an der Sache ist nur: Im Optimalfall verfügt das gesamte Lineup eines Events ebenfalls über einen solchen. Nur können die Halter selbst die Sache natürlich nicht neutral überschauen.

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„Man selbst weiß eben am Besten, wieviel Zeit, Arbeit und letztlich auch Geld im eigenen Wagen steckt.”

Man selbst weiß eben am Besten, wieviel Zeit, Arbeit und letztlich auch Geld im eigenen Wagen steckt. Man kennt alle Details. Der Wagen ist genau so, wie man ihn haben möchte. Deshalb neigt man natürlich dazu, in etwa gleichwertige Autos als „minderwertiger“ wahrzunehmen, obwohl vielleicht die gleiche (aber eben auch nur dem Halter bekannte) Geschichte dahinter steckt. Der Konkurrenz geht es natürlich ebenso. „Neutralität“ ist eine der wichtigsten Eigenschaften, welche die Fahrzeuge bewertende Jury mitbringen sollte. Und schon sind wir beim nächsten Thema...

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Die böse, böse Jury

Bewerter haben sicher keinen leichten Job. Umso schwerer ist es für Veranstalter, willige, zuverlässige und vor allem kompetente Jurymitglieder an Land zu ziehen. „Optimale Bewerter“ sind rar gesäht. Events gibt es hingegen viele. Und die meisten benötigen aufgrund des Wettbewerbs auch eine entsprechende Jury. Diese ist dann nicht immer so kompetent aufgestellt, wie man es sich wünschen würde. Und selbst wenn doch: Die Zeit ist stets knapp beim Bewerten von modfizierten Fahrzeugen. Probleme sind also vorprogrammiert.

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Hat der Bewerter nicht genug Zeit, gibt es Ärger. Hat der Bewerter nicht genug Ahnung, gibt es Ärger. Ist der Bewerter gestresst, gibt es Ärger. Dabei können sich die Wenigsten vorstellen, wie es ist, in den Schuhen des Punkteverteilers zu stecken.
Oft trifft auch der Faktor „gestresste Jury“ auf den Faktor „verzerrte Wahrnehmung“. Der Satz „mein Auto ist gar nicht bewertet worden!“ kommt in 99,9 Prozent der Fälle von Leuten, deren Fahrzeug die „optische Schnellkontrolle“ nicht bestanden hat. Je nach Größe des Events ist es den Bewertern nämlich unmöglich, sich jedes einzelne Auto genau anzusehen. Eine Vorsortierung ist zwingend erforderlich und die Vorgehensweise daher nachvollziehbar. Dass sich die Teilnahmegebühr zahlenden Fahrzeughalter darüber ärgern, ist allerdings auch irgendwo zu verstehen. Je professioneller das Event ist, desto weniger schwer wiegt normalerweise allerdings die „Jury-Problematik“.
Die Variante "Publikumsentscheid", bei der die Besucher einer Veranstaltung die Gewinner auswählen dürfen, hat sich auch als nicht praktikabel herausgestellt. Und hier ist die Inkompetenz mancher gar nicht mal ausschlaggebend. Vielmehr gewinnt bei diesem System meistens der mit den meisten Kumpels. Daher machen nur die wenigsten Veranstalter Gebrauch von dieser Art von Bewertung.

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Bewertungskriterien

Eines ist ganz klar: Jede Bewertung ist subjektiv. Es gibt keine Ausnahme. Bewerter sind nur Menschen und wenn 5 Bewerter sich einen Wagen ansehen, können prinzipiell 5 verschiedene Meinungen herauskommen. Das muss man einfach hinnehmen. Die persönlichen Bewertungskriterien werden von so vielen Faktoren beeinflusst, dass man einen eigenen Artikel darüber schreiben könnte. Welche Kriterien und welches Bewertungssystem die Veranstalter festlegen, steht wiederum auf einem anderen Blatt. Man hört immer wieder die zum Teil wildesten Forderungen zu diesem Thema. Bekannte Showcars disqualifizieren, „selbst Geschraubtes“ ohne Rücksichtnahme auf Qualität höher bewerten...die Kritiker bestehender Bewertungssysteme sind in der Tat sehr kreativ, wenn es um Vorschläge geht. Die Veranstalter können machen, was sie wollen. Sie machen es ja doch immer falsch. Es geht aber auch ganz anders...

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Es geht auch ohne

Veranstaltungen, die ohne Wettbewerb und die damit verbundene Pokaljagd auskommen, sind mittlerweile nicht mehr selten. Das prominenteste Beispiel ist wohl die XS-CarNight. Natürlich gibt es Fahrzeughalter, die solche Events aufgrund des Fehlens von Trophäen meiden. Diese stellen jedoch eine Hardliner-Randgruppe dar. Es ist ja nicht so, als ob die XS-Crew die Bude nicht jedesmal proppenvoll kriegen würde. Auf Treffen ohne Contest geht es nur um das Wesentliche: Die Liebe zu modifizierten Fahrzeugen und das Miteinander. Und auch für „Pokalgeile“ haben solche Events Vorteile. Schließlich können sie endlich mal tiefenentspannt über den Platz oder durch die Halle schlendern, ohne den Druck des Konkurrenzkampfes im Hinterkopf zu haben.

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Fazit

Auch, wenn der Wettbewerb in der Tuningszene vielfältige Probleme mit sich bringt, die sich niemals ganz lösen lassen werden, gehört er doch für die meisten Tuningenthusiasten einfach dazu. Und das zählt nicht nur für das Provinztreffen mit 70 angetretenen Fahrzeugen. Internationale Top-Wettbewerbe wie zum Beispiel der European Tuning Showdown im Rahmen der Tuningworld Bodensee erfreuen sich zurecht großer Beliebtheit. Wer der Meinung ist, dass die Abschaffung aller Wettbewerbe für „Frieden“ in der Szene sorgen würde, ist auf dem Holzweg. Konflikte würde es auch weiterhin geben.
Events ohne Pokale haben jedoch auch ihre Daseinsberechtigung. Es ist für unsere Subkultur wohl am gesündesten, wenn beide Veranstaltungsarten nebeneinander existieren und man als Teilnehmer die jeweiligen Besonderheiten einfach akzeptiert. Egal, aus welchem Lager man kommt. Und jeder, ob Pokalgeiler oder Wettbewerbskritiker, sollte vor allem eines tun: Locker bleiben...

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