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Reifenwechsel: Sommerreifen selbst montieren

14. September 2023
Tuning-Lexikon: Auf was ist beim Reifenwechsel zu achten?

„Von O bis O“ – so lautet die Faustregel zum Thema Reifen wechseln. Gemeint ist damit der saisonale Umstieg von Sommer- auf Winterreifen und umgekehrt zweimal im Jahr. Der Merkspruch bezieht sich dabei auf Ostern und Oktober, generell gesprochen also im Frühjahr und Herbst. Gesetzlich festgelegt ist das in Deutschland allerdings nicht. Hier gilt lediglich eine situative Winterreifenpflicht. Wer sich mit Sommerreifen auf winterliche Straßenverhältnisse traut, muss mit Bußgeldern und Sanktionen rechnen.

Warum muss ich Reifen wechseln?

Winterreifen sind mit einem von Lamellen geprägten Profil ausgestattet, um das Rutschen auf Schnee und Eis zu verhindern. Mit Sommerreifen im Winter zu fahren ist dementsprechend eine riskante Sache, die alle Verkehrsteilnehmer gefährdet und dringend unterlassen werden sollte. Umgekehrt solltest du aus mehreren Gründen auch nicht mit Winterreifen in den Sommermonaten unterwegs sein.

  • Der Bremsweg von Winterreifen im Sommer ist länger.
  • Winterreifen verschleißen im Sommer schneller.
  • Fahren mit Winterreifen im Sommer erhöht den Kraftstoffverbrauch.

Für eine optimale Performance und eine gute Laufleistung ist es also unabdinglich, die Reifen zum Jahreszeitenwechsel hin auszutauschen. Ein professioneller Reifenwechsel in der Werkstatt schlägt mit rund 50 € zu Buche. Wer selbst Hand anlegt, kommt dabei günstiger weg und kann seine Reifen flexibel wechseln, ohne warten auf Termine und dergleichen. Auch Laien können die Reifen ihres Fahrzeugs selbst wechseln, dabei ist auf das richtige Werkzeug und die Ausführung zu achten.

Wann montiert man Sommerreifen?

Wie der Name schon sagt, montiert man Sommerreifen im Sommer. Dabei ist die Temperatur ausschlaggebend. Sobald die Außentemperatur kontinuierlich über der 7 Grad Celsius Grenze liegt, kann auf Sommerreifen Umgestiegen werden. Meistens ist das um Ostern herum der Fall, bei unserem aktuell wechselhaften Wetterverhältnissen, sollte man diese Angabe aber wirklich nur als groben Richtwert nehmen.

Wann montiert man Winterreifen?

In der Straßenverkehrsordnung wird kein genauer Zeitpunkt festgelegt, ab dem auf Winterreifen umgestiegen werden muss. Auch hier zählt wieder die Außentemperatur bzw. das Wetterverhältnis. Sobald es auf den Straßen winterlich zu geht, heißt, die Fahrbahn von Schnee, Eis, Reifglätte oder Schneematsch bedeckt ist, sind die Winterreifen zu montieren. Bei Missachtung dieser Regelung kann ein entsprechendes Bußgeld fällig werden.

Reifen wechseln: Vor dem Tausch

Vor dem Reifen wechseln im Sommer ist sicherzustellen, dass Materialien wie Radschrauben oder Radmuttern keine Schäden aufweisen und die Reifen in guten Zustand sind.

Schrauben

  • Radschrauben und Radmuttern dürfen keine Schäden aufweisen.
  • Gewinde der Schraubverbindungen und Auflageflächen müssen rostfrei und sauber sein.

Reifen

  • Nach dem Gesetzgeber gilt eine Profiltiefe von 1,6 mm als das Minimum.
  • Der ADAC empfiehlt eine Profiltiefe von 3 mm bei Sommerreifen und 4 mm bei Winterreifen.
  • Auch unabhängig von der Profiltiefe sind die Reife auf Abnutzung und Schäden zu überprüfen.
  • Reifen, die älter als 8 Jahre sind, sollten, selbst wenn die Profiltiefe theoretisch ausreichend wäre, ausgetauscht werden. Die letzten vier Ziffern der DOT Nummer am Reifen, geben das Alter an.

Manche Reifen sind nur für eine Laufrichtung ausgelegt und sollten am besten im Vorhinein schon richtig platziert werden, um Fehler beim Befestigen zu vermeiden. Die Laufrichtung, wenn vorhanden, ist an der Reifenflanke ersichtlich.

Befestige die Reifen mit der größeren Profiltiefe für eine gleichmäßige Abnutzung an der angetriebenen Achse. Die Räder sind NICHT diagonal untereinander zu tauschen. Beschriftungen z. B. mit Kreide beugen hier Fehlern vor.

Sommerreifen montieren: Das richtige Werkzeug

Mit dem richtigen Werkzeug ist bereits die halbe Arbeit getan. Wer seine Reifen selber wechseln möchte, sollte auf hochwertige Produkte zurückgreifen.

  • Wagenheber (am besten ein hydraulisches Modell)
  • Radkreuz: zum Lösen, auch festsitzender oder angerosteter Radmuttern
  • Drehmomentschlüssel: zum Verhindern des Überdrehens von Radbolzen und Radmuttern
  • Stahlbürste: zum Reinigen verrosteter Radnaben
  • Profiltiefenmesser: zum Überprüfen der Profiltiefe vor dem Reifenwechsel.
  • Kompressor: zum Messen des Reifendrucks → hier können auch Kompressoren an Tankstellen genutzt werden

Reifen wechseln Anleitung: So geht's!

Schritt 1: Sichere dein Auto

Lege bei Schaltwagen den ersten Gang ein und ziehe die Handbremse. Bei einer Automatikschaltung den Hebel auf „P“ stellen.

Schritt 2: Löse die Schrauben an, aber noch NICHT komplett

Lockere die Radschrauben, löse sie aber noch nicht komplett. Eine Viertelumdrehung reicht aus.

Schritt 3: Hebe dein Fahrzeug an

Nutze den Wagenheber, um dein Fahrzeug aufbocken. Es reicht aus, den Wagen so weit anzuheben, dass zwischen Lauffläche der Reifen und Boden etwa 3 Zentimeter Platz ist.

Schritt 4: Schraube das Rad ab

Jetzt kannst du die gelockerten Schrauben komplett lösen und den Reifen abnehmen.

Schritt 5: Bringe Markierungen an den Rädern an

Versehe die abgenommenen Reifen gleich mit einer Markierung, damit du auch Monate später noch weißt, an welcher Position das Rad montiert war. Die Beschriftung wird wie folgend vorgenommen:

  • HL = Hinten Links
  • HR = Hinten Rechts
  • VL = Vorne Links
  • VR = Vorne Rechts

Schritt 6: Reinigen

Kontrolliere die Bremsscheiben und Bremsklötze auf Beschädigungen oder Verunreinigungen.

Schritt 7: Schraube den neuen Reifen fest

Montiere den Reifen am Fahrzeug. Beachte hierbei die eventuelle Laufrichtung und Positionierung der Räder. Ziehe die Verschraubung per Hand über Kreuz fest an.

Ist dieser Schritt bei allen vier Rädern getan, kann das Fahrzeug teilweise abgelassen werden, bis die Räder den Boden berühren. Jetzt können die Verschraubungen mit dem Drehmomentschlüssel fest angezogen werden. Arbeite auch hier wieder über Kreuz.

Betätige den Drehmomentschlüssel nur solange, bis das Einrastgeräusch zu hören ist!

Anschließend kann der Wagen vollständig abgelassen werden.

Schritt 8: Überprüfe den Luftdruck

Wenn du keinen eigenen Kompressor besitzt, kannst du den Luftdruck an den dafür vorgesehenen Stellen der Tankstelle überprüfen.

Der richtige Luftdruck ist entscheidend für ein optimales Fahrverhalten. Welche Werte ideal sind, kannst du auf dem Inneren des Tankdeckels, an Türholmen oder im Fahrzeugbuch nachlesen.

Schritt 9: Ziehe die Schrauben nach

Nach rund 50 bis 100 Kilometern solltest du die Radschrauben noch einmal nachziehen. Durch die Belastung im Straßenverkehr können sich die Reifen ein wenig „setzten“, dadurch kann es zu einer leichten Lockerung kommen.

Reifen wechseln: Wie viel Drehmoment muss es sein?

Zum Festziehen der Verschraubungen wird ein Drehmomentschlüssel verwendet. Dieser lässt sich unterschiedlich einstellen. Gemessen wird die Höhe des Drehmoments in Newtonmeter (Nm). Der für das jeweilige Fahrzeug passende Wert ist im Fahrzeughandbuch nachzulesen.

Richtwerte sind in folgender Tabelle gelistet:

FahrzeugtypWert
Kleinwagen90-110 Nm
SUV110-140 Nm
Limousine/Kombi110-150 Nm
Van160-200 Nm

Häufige Fehler beim Reifen wechseln

Falsche Ansetzung des Wagenhebers: An welcher Stelle du den Wagenheber ansetzten darfst, ist in der Bedienungsanleitung deines Wagens nachzulesen. Setzt du den Heber an der falschen Stelle an, riskierst du das Verbiegen und Verbeulen der Schweller.

Der falsche Untergrund: Ein Wagenheber ist nur auf festem Grund zu verwenden. Unebene Flächen wie Kopfsteinpflaster oder Rasen sind tabu! Fehler können zu einem Abrutschen des Wagens führen, was sogar tödliche Folgen haben kann.

Festschrauben ohne Drehmomentschlüssel: Die Reifen müssen mit dem korrekten Drehmoment angezogen werden, damit sie nicht zu locker sitzen und sich während der Fahrt lösen können. Das Festschrauben mit einem Akku-Schlagschrauber kann zu Folgeschäden führen.

Keine Reifenprüfung: Vor der Montage muss unbedingt die Profiltiefe der Reifen und der allgemeine Zustand kontrolliert werden.

Missachtung der Laufrichtung: Bei einigen Reifen ist die Laufrichtung vorgegeben, was bei der Montage beachtet werden muss. Ist das Rad falsch montiert, haftet es weniger gut an der Straße, was zu erhöhten Verschleiß und schlechterer Kraftübertragung führt.

Der falsche Reifendruck: Der Reifendruck wird im Allgemeinen oft unterschätzt. Zu niedrige Werte sorgen für schwammiges Fahrverhalten und höherem Verschleiß. Nach der Montag muss der Reifendruck direkt überprüft und angepasst werden.

 

Noch mit Sommerreifen im Winter unterwegs? Checke jetzt unseren Bußgeldkatalog!

 

Wann sollte ich meine Reifen besser nicht selber wechseln?

Hast du keine Erfahrung oder passendes Equipment, solltest du für den saisonalen Reifenwechsel besser eine Werkstatt aufsuchen. Vorsicht ist auch geboten, wenn dein Wagen über ein direktes Reifendruck-Kontrollsystem verfügt. In diesem Fall sollte der Reifenwechsel nur von Profis durchgeführt werden, die auch direkt die Sensoren überprüfen.

Reifen wechseln – Das ist zu beachten

Zeit: Plane für die Montage ausreichend Zeit ein und arbeite mit bedacht. Fehler können zu verheerenden Folgen führen.

Drehmoment: Das Drehmoment kann sich von Auto zu Auto unterscheiden. Informiere dich unbedingt über den passenden Wert für dein Fahrzeug.

Radbolzen: Solltest du von Stahl auf Aluräder wechseln, musst du auf die Länge der Radbolzen achten. Diese sind bei Alurädern oft länger. Falsche Radbolzen können im Zweifel beim Fahren abreißen.

Vibration: Begebe dich nach dem Wechsel auf eine Probefahrt, auch über Landstraßen. Sollten dir Vibrationen in Lenkrad oder Bremsen auffallen, wird ein Werkstattbesuch zum Auswuchten der Reifen fällig.

Auswuchten: Es ist nicht grundsätzlich erforderlich, die Reifen vor der Montage auswuchten. Sollten beim Fahren Vibrationen in Lenkrad oder Bremsen auffällig werden, liegt eine Unwucht vor und die Reifen müssen von professioneller Hand ausgewuchtet werden.

Image © depositphotos.com, Zhyk1988

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