Oldschool, Baby! - Youngtimer auf dem Vormarsch
Liebhaber älterer Fahrzeuge gibt es schon immer. Sie hegen und pflegen ihre motorisierten Lieblinge und scheuen weder Kosten noch Mühen, um ihr Stück Kulturgut zu konservieren. Mehr als das sogenannte „zeitgenössische Tuning“ traf man normalerweise jedoch nicht an. Da die meisten Sachverständigen stark modifizierten Klassikern den begehrten Oldtimer-Status mit „H“-Kennzeichen verweigern, ist das auch nicht weiter verwunderlich.
Es finden sich jedoch auch in der Tuningszene Anhänger von alten Fahrzeugen. Die Zahl derer, die ihren betagten Wagen auf den Boden knallen, mit standesgemäßen Rädern versehen und optisch aufpeppen, scheint sogar ständig zu wachsen. Das ist für viele alteingesessene Klassik-Fans natürlich ein skandalöser Umstand und die vorgenommenen Modifikationen sind auch meistens nicht mit dem begehrten „H“-Kennzeichen zu vereinbaren.
Die alten und noch älteren Fahrzeuge machen sich auf Tuningevents jedoch immer stärker bemerkbar. Eigentlich eine klare Sache, wenn man bedenkt, dass der letzte VW Golf 1 zum Beispiel im Jahre 1983 vom Band ging und der „Urvater“ der Gölfe auch heutzutage noch auf jedem Tuningevent anzutreffen ist. Viele Tuningenthusiasten schrecken jedoch auch nicht mehr vor dem Modifizieren von Fahrzeugen aus den 1970ern oder gar den 1960ern zurück.
Wir huldigen dem Klassik-Trend ja bereits mit der Kategorie „Youngtimer“ in unserem Magazin. Neben Fahrzeugvorstellungen „modifizierter Altwagen“ werden wir euch dort auch Berichte von Klassik-Events präsentieren. In diesem Artikel wollen wir die Vor- und Nachteile, die beim Youngtimer-Tuning eine Rolle spielen, beleuchten. Um Missverständnisse zu vermeiden: Wir definieren ALLE Fahrzeuge, die 20 Jahre oder älter sind, als Youngtimer. Deshalb trägt die entsprechende Kategorie in unserem Magazin auch diesen Namen. Unter einem "Oldtimer" verstehen wir ein Fahrzeug, das 30 Jahre oder älter ist UND ein „H“-Kennzeichen zugesprochen bekommen hat. Wir verwenden diesen Begriff also nur für den entsprechenden Sonderstatus.
Die Nachteile beim Youngtimer-Tuning
Wenn man einen einigermaßen gepflegten und weitestgehend im Originalzustand befindlichen Wagen besitzt, der 30 Jahre oder älter ist, kommt man im Normalfall in den Genuss des „Oldtimer“-Status mit „H“-Kennzeichen. Anstelle der sich am Hubraum des Motors und dem Vorhandesein eines Kats orientierenden Steuer muss dann lediglich eine jährliche Pauschale gezahlt werden.
Außerdem dürfen Fahrzeuge mit „H“-Kennzeichen auch ohne Plakette in jede Umweltzone einfahren. Unterzieht man seinen Youngtimer jedoch umfassenden Modifikationen, die in den Augen des Prüfers den Rahmen sprengen, bleiben einem all diese Vorteile verwährt, was bei einem solchen Tuningprojekt unbedingt im Vorfeld klar sein sollte. Dieser Umstand kann je nach Fahrzeug den Faktor „Unterhaltungskosten“ drastisch beeinflussen.
Wenn wir gerade bei den Kosten sind: Bei jedem Fahrzeug muss man damit rechnen, dass mal was kaputt geht. Bei einem Auto, das etliche Jahrzehnte auf dem Buckel hat, ist das natürlich nicht anders. Jedoch gestaltet sich die Ersatzteilbeschaffung je nach Modell nicht nur schwierig, sondern gegebenenfalls auch sehr kostenintensiv. Je nach persönlichem Anspruch und Zustand des Ausgangsfahrzeugs kommen gegebenenfalls auch noch Restaurierungsmaßnahmen auf den Halter zu. Außerdem sollte man vom Kauf eines Youngtimers absehen, solange man sich nicht zumindest ein wenig in die Materie eingearbeitet hat. Ohne Fachwissen und Connections kommt unter Umständen schnell das böse Erwachen. Und als Youngtimer-Besitzer mit umfassenden Tuning-Ambitionen ist man auch nicht unbedingt bei jedem Klassik-Fan willkommen.
Die Verfügbarkeit von Tuningteilen ist ein weiterer wichtiger Punkt, der bedacht werden muss. Für Dienstleistungen rund um Lack, Bodywork und Technik finden sich natürlich immer die passenden Spezialisten. Bei den Tuningteilen ist man in den meisten Fällen jedoch auf Sonderanfertigungen angewiesen. Man muss daher den richtigen Spezialisten finden und mit einem entsprechenden Geldaufwand rechnen.
Die Vorteile beim Youngtimer-Tuning
Das Modifizieren von Youngtimern ist allerdings keineswegs nur mit negativen Faktoren verbunden. Wer die verschiedenen Herausforderungen meistert, wird mit einem herausragenden Fahrzeug belohnt, das auf jedem Event und auf jeder Piste auffällt. Viele Youngtimerbesitzer schätzen diesen Umstand sehr.
Eines der Hauptziele beim Tuning, die Individualität, ist mit einem klassischen Fahrzeug natürlich sehr viel leichter zu erreichen. Das Wörtchen „leichter“ relativiert sich aber in Anbetracht der Hürden, die es unter Umständen zu überwinden gilt. Das Erhalten von automobilem Kulturgut ist ein weiterer wichtiger Punkt „Pro Youngtimer“. Denn auch, wenn viele Klassik-Enthusiasten das Erscheinungsbild der meisten Youngtimer in der Tuningszene wohl kritisch betrachten: Durch die steigende Zahl der Tuning-Oldies steigt zwangsläufig auch die Gesamtzahl der Fahrzeuge, die erhalten bleiben.
Unser Fazit
Die größte Herausforderung beim Youngtimer-Tuning ist wohl der Spagat zwischen Modifikation und klassischem Erscheinungsbild. Ein alter Wagen ist schnell verschandelt. Je intensiver man umbauen will, desto überlegter muss man vorgehen, um den Flair des Fahrzeugs nicht gänzlich zunichte zu machen. Wir stehen dem sich abzeichnenden Trend völlig positiv gegenüber und sind gespannt, welche Blüten er noch treibt. Durch die vermehrte Anwesenheit der Youngtimer in der Tuningszene wird diese bunter und abwechslungsreicher. Und das ist wohl in unser aller Interesse.