Neu hier? Registrieren oder

Stehen die klassischen Tuningmagazine vor dem Aus?

17. März 2013
Community: Niedergang der Printmedien?

In unserer immer mehr digitalisierten Gesellschaft haben es die klassischen Medien immer schwerer. Verschiedene Entwicklungen der letzten Zeit haben diesen Fakt noch einmal unterstrichen. Tuningsuche-Redakteur Benjamin Planz versucht in diesem Artikel die brennende Frage zu klären: „Stehen die klassischen Printmagazine vor dem Aus?“

Stehen die klassischen Tuningmagazine vor dem Aus?

Zu allererst sollte ich eines klarstellen: Weder ich als Person und Schreiber dieser Zeilen noch der Rest des Teams von Tuningsuche.de freuen uns über die negativen Entwicklungen im Printmediensektor. Obwohl wir als Onlinemedium prinzipiell zur „Konkurrenz“ zählen, wünschen wir uns den Fortbestand der gedruckten Magazine. Nicht zuletzt deshalb, weil wir selbst gerne darin blättern. Sie gehören für uns einfach zur Tuningszene dazu. Schluss! Aus! Basta! Dieser Artikel zeugt also keineswegs von Schadenfreude. Das Gegenteil ist der Fall. Wir betrachten Entwicklungen wie Entlassungen bei Verlagen, Auflagenrückgänge und gar Magazineinstellungen mit Bedauern. Dennoch möchte ich einen kritischen Blick wagen.

Stehen die klassischen Tuningmagazine vor dem Aus?:  (Bild 4)

„Früher war alles besser“

Dieser oft zitierte Satz mag in vielen Fällen schlichtweg falsch sein. Betrachtet man es aus Sicht der Printmedien trifft er allerdings genau ins Schwarze. Blicken wir zurück in die 1990er Jahre. Zumindest die zweite Hälfte der Dekade habe ich selbst bereits als freudiger Käufer von Magazinen erlebt. Manch Magazin kaufte ich unabhängig vom Inhalt regelmäßig, andere lachten mich in unregelmäßigen Abständen aufgrund bestimmter Artikel vom Regal aus an. Gerade den jüngeren Lesern dieser Zeilen mag es schwerfallen, sich das vorzustellen: Es gab damals keine Smartphones, keine Tablets, kein schnelles Internet. Der ein oder andere hatte ein Handy, so groß wie ein Schuhkarton und als Sonderfunktion höchstens SMS-fähig. Die Zahl der Menschen mit Internetzugang stieg zwar gegen Ende des Jahrtausends schon stetig an, die oftmals quälend langsamen Verbindungen hielten das World Wide Web aber noch einige Zeit davon ab, die den Alltag bestimmende Macht zu werden. Wenn man Glück hatte, nahm einer der Kollegen seine Videokamera mit an den Wörthersee und führte das Gefilmte nach seiner Rückkehr im Freundeskreis vor. Für den Autoenthusiasten gab man neben dem Besuch von Treffen und Events also nur eine Möglichkeit, seinen Horizont zu erweitern: Den Konsum der einschlägigen Magazine. Fahrzeugvorstellungen, Eventberichte und der obligatorische Teilemarkt machten die Lektüre quasi zur Pflicht. Ob auf dem Arbeitsplatz, in der Schrauberhalle oder im Schwimmbad, das Medium „Auf Papier gedrucktes Tuningmagazin“ begegnete einem ständig.

„Eine Teileannonce aufgeben, die vielleicht erst in Monaten erscheint? Unvorstellbar. Willkommen im 21sten Jahrhundert.”

Zeitsprung. Wir schreiben das Jahr 2013. Jeder ist ständig und überall vernetzt und meistens in Eile. Alles entwickelt sich heute so rasend schnell. Infos werden meist „nebenher“ per schnurlosem Endgerät und am liebsten in „mundgerechten Häppchen“ konsumiert. Als ich letztes Jahr für ein paar Tage in London war, erlebte ich den Extremfall: Da war in der U-Bahn keine einzige Zeitung zu sehen. Fast jeder hatte ein Tablet oder zumindest ein Smartphone in der Hand. Und auch die Welt der Tuningfans hat sich verändert. Erst 6 bis 8 Wochen nach einem bestimmten Treffen erfahren, wie es dort war? Undenkbar. Eine Teileannonce aufgeben, die vielleicht erst in Monaten erscheint? Unvorstellbar. Willkommen im 21sten Jahrhundert. Der Mensch, der 24 Stunden am Tag und 7 Tage die Woche online ist, muss sich fast keine Infos mehr besorgen. Er bekommt sie geliefert. Das fängt schon auf den Startseiten der E-Mail-Dienste an. In den sozialen Netzwerken wird man ständig mit Inhalten bombardiert. In diesem Zusammenhang muss ich nochmal auf das Thema „Wörthersee“ zurückkommen. Was früher der Kumpel mit der Videokamera leistete, übernimmt heute Facebook. Kaum sind die ersten Enthusiasten am See, überschlagen sich die Beiträge. Ob ich nun am Rechner sitze oder nur das Telefon bei mir trage, ich weiß, was da unten vor sich geht. Zeitnah. Die Welt hat sich eben verändert.

Die Suche nach Gründen

Dass die Printmedien es heutzutage immer schwerer haben, liegt wohl hauptsächlich an den Veränderungen der Lesegewohnheiten und der Digitalisierung der Gesellschaft. Das Internet stellt außerdem für viele Werbekunden ein schieres Eldorado dar. Einst beliebte Rubriken der Magazine wie zum Beispiel der Anzeigenteil müssen heutzutage auf digitalem Wege abgewickelt werden, um angenommen zu werden. Die Welt hat sich verändert. Dennoch haben die ehemals führenden Vertreter der „Tuningmedien“ die Möglichkeit gehabt, früh auf den Online-Zug aufzuspringen oder in welcher Form auch immer auf die Veränderungen in der Gesellschaft zu reagieren. Wären diese Chancen nicht verpasst worden, würden manche heute bestimmt besser da stehen. Sicher mag bei dem einen oder anderen Verlag die „alte Garde“ verwundert sein, dass die Welt sich so schnell verändert hat. Etwas, was Jahrzehnte lang wunderbar lief, wird plötzlich binnen weniger Jahre von der Realität eingeholt. Unfassbar. Vielleicht wäre es hilfreich gewesen, rechtzeitig frischen Wind in Form von medienaffinen Leuten ins Haus zu holen. Vielleicht gab es ja auch vereinzelt Impulse, die jedoch nicht zum erhofften Erfolg führten. Vielleicht wurde auch davon ausgegangen, dass man mit einem Onlinemagazin kein Geld verdienen kann. Heute wissen wir: Es funktioniert. Und das nicht nur im Tuningbereich. Es kann allerdings sein, dass in manchen Fällen das klassische Konzept eines großen Verlagshauses überdacht werden muss, um im 21sten Jahrhundert auf dem Markt zu bestehen.

Stehen die klassischen Tuningmagazine vor dem Aus?:  (Bild 3)

„Wer ein Heft regelmäßig im Vorbeigehen an der Tanke überfliegt aber nur selten kauft, darf sich nicht wundern, wenn es eines Tages nicht mehr da ist.”

Letztendlich ist es ein entscheidender Faktor, der über Erfolg oder Misserfolg eines Magazins entscheidet: Die Auflage. Wenn genug Menschen das Format unterstützen, sollte sein Fortbestand normalerweise gesichert sein. Voraussetzung ist natürlich, dass beim Verlag keine sonstigen Fehler gemacht werden und die Zeichen der Zeit erkannt werden. Wer als Leser Wert darauf legt, dass eine bestimmte Publikation in der heutigen Zeit „überlebt“, sollte diese auch regelmäßig kaufen. Wer ein Heft regelmäßig im Vorbeigehen an der Tanke überfliegt aber nur selten kauft, darf sich nicht wundern, wenn es eines Tages nicht mehr da ist. Als neulich ein bekanntes Tuningmagazin auf seiner Facebookseite bekanntgab, nur noch alle acht anstatt wie bisher alle vier Wochen eine neue Ausgabe zu veröffentlichen, machten unzählige Leser ihrem Unmut Luft. Es handelte sich dabei größtenteils um Abokunden. Die wichtigsten Leser also. Viele drohten ganz offen mit der Kündigung ihres Abos. Wie viel davon letztendlich nur heiße Luft war, sei mal dahingestellt. Dennoch zeigt diese Geschichte doch, wie schnell man als Medium in einen „Teufelskreis“ geraten kann. Man reagiert auf die sinkende Auflage mit einem verständlichen Mittel und verringert die Kosten, indem man anstatt 12 Ausgaben nur noch 6 Ausgaben pro Jahr veröffentlicht, diese aber umfangreicher gestaltet. Darauf reagieren die Abokunden dann verärgert. Man „vergrault“ also mit einer gut gemeinten Rettungsmaßnahme unter Umständen die Kunden, die einem die ganze Zeit die Treue hielten. Ich hoffe, dass sich die meisten sich mittlerweile besonnen haben und „ihr“ Magazin weiterhin unterstützen.

Was bringt die Zukunft?

Stehen die klassischen Tuningmagazine vor dem Aus?:  (Bild 1)

„Für uns gehören die Printmedien einfach dazu! Schluss! Aus! Basta!”

Die Verlage hinter den Tuningmagazinen stehen vor einer Herausforderung. Einer Herausforderung, die man mit Sicherheit meistern kann. Denn es gibt immer noch Zeitschriften auf dem Markt, denen es nach wie vor fantastisch geht. Die Printmedien stehen also keineswegs alle zwangsläufig vor dem Aus. Allerdings ist damit zu rechnen, dass noch einige Verlage Federn lassen müssen. Sei dies in Form von Arbeitsplatzabbau oder der Einstellung von schwächelnden Magazinen. Wir hoffen, dass das Schlimmste überstanden ist und möglichst viele gedruckte Tuningmagazine einen Weg finden, weiter am Markt zu bestehen. Und ich wiederhole mich gerne: Für uns gehören die Printmedien einfach dazu! Schluss! Aus! Basta!

Wie steht ihr zum Thema „Printmedien“? Sagt uns eure Meinung!

Nächster Artikel: Mercedes-Benz A-Klasse V25 Reloaded von Väth
Archiv: News im März 2013
Bildergalerie des Artikels (4 Bilder)

Kommentar als Gast schreiben (Schon Mitglied? Hier einloggen oder Registrieren)

Als Gast kommentieren
Nach dem Absenden des Kommentars erhältst
Du eine Bestätigungsmail um Deinen Kommentar
freizuschalten.
Erst nach der Bestätigung ist Dein Kommentar sichtbar.
Bitte alle Felder ausfüllen!
Es wurden noch keine Kommentare geschrieben.

Unsere Partner & Sponsoren haben einiges zu bieten!